Biozidprodukte sind allgegenwärtig: Sie verbessern die Hygiene, bekämpfen unerwünschte Organismen wie Ratten oder Insekten, beseitigen Pilze … Gleichzeitig birgt der Einsatz von Biozidprodukten Risiken für unsere Gesundheit und die Umwelt. Der Föderale Öffentliche Dienst Volksgesundheit will diese Risiken reduzieren.
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Was ist der Reduzierungsplan für Biozidprodukte?
Biozidprodukte werden verwendet, um unerwünschte Organismen abzuschrecken, unschädlich zu machen oder zu zerstören. Die bekanntesten Biozidprodukte sind Insektizide, Mäuse- und Rattengift, Desinfektionsmittel, schimmelabtötende Produkte und Holzschutzmittel.
Um eine nachhaltige Zukunft für künftige Generationen zu sichern, ist es wichtig, dass wir die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen von Biozidprodukten im Gleichgewicht halten. Einerseits ist die wirtschaftliche Bedeutung und der Komfort, den Biozidprodukte bieten, nicht zu leugnen. Andererseits stellt der Einsatz von Biozidprodukten ein Risiko für unsere Gesundheit und die Umwelt dar.
Zur Begrenzung dieser Risiken wendet der FÖD Volksgesundheit folgende Maßnahmen an:
- ordnungsgemäße Überwachung des Biozidproduktmarktes
- Überwachung von Zwischenfällen mit Biozidprodukten
- Kommunikationskampagnen rund um eine umsichtige Verwendung
- die Einführung des „geschlossenen Kreislauf“-Systems, das nur berufsmäßigen Verwendern die Verwendung von Biozidprodukten mit hohen Gesundheitsrisiken erlaubt
Bei allen Maßnahmen wird dem Schutz gefährdeter Zielgruppen, insbesondere von Kleinkindern, besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Der FÖD Volksgesundheit organisiert vom 5. Juli bis zum 3. Oktober 2022 eine öffentliche Anhörung zum Entwurf des föderalen Reduktionsplans für Biozide.
Überwachung des Biozidproduktmarktes
Der FÖD Volksgesundheit ist für die Überwachung des belgischen Biozidproduktmarktes verantwortlich und verfolgt alle Entwicklungen genau. Die belgischen Marktdaten sind im Jahresbericht über eine interaktive Anwendung verfügbar.
Zunehmende Verwendung
Seit 2013 beobachtet der FÖD einen kontinuierlichen Anstieg, sowohl bei der Anzahl der zugelassenen Biozidprodukte als auch bei der Menge der verkauften Produkte. Für diesen Anstieg gibt es zwei Gründe:
- den zunehmenden Einsatz von Biozidprodukten
- die Regularisierung von Biozidprodukten, die bisher ohne Statut verkauft wurden
Im Jahr 2021 wurden 3,171 zugelassene Biozidprodukte auf dem belgischen Markt bereitgestellt. Mehr als die Hälfte dieser Produkte (64 Prozent) waren Desinfektionsmittel, der Rest bestand größtenteils aus Schädlingsbekämpfungs- und Schutzprodukten. Die Menge der verkauften Produkte (in Tonnen) erreichte 2020 einen Höchststand von 103.198 Tonnen und war 2021 etwas niedriger: 92.868 Tonnen.

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Von allen zugelassenen Biozidprodukten, die 2018 auf dem belgischen Markt bereitgestellt wurden, durften 61 Prozent nur an berufsmäßige Verwender verkauft werden. Ungefähr 23 Prozent waren für Privatpersonen und 16 Prozent für eine gemischte Öffentlichkeit (Fachleute und Privatpersonen) bestimmt.


Überwachung von Zwischenfällen mit Biozidprodukten
Der FÖD Volksgesundheit arbeitet mit der Giftnotrufzentrale zusammen, um Daten über akute Vergiftungen durch Biozidprodukte zu sammeln. Diese Daten ermöglichen:
- die Risiken von Produkten, bei denen festgestellt wurde, dass sie Zwischenfälle verursachen können, bestmöglich zu begrenzen
- neue Probleme mit Biozidprodukten schnell zu erkennen.
Risikogruppen
Im Durchschnitt kommen 75 bis 80 Prozent aller Anrufe, die die Giftnotrufzentrale jedes Jahr in Bezug auf Biozidprodukte erhält, aus der breiten Öffentlichkeit. Die restlichen 20 bis 25 Prozent der Zwischenfälle ereignen sich bei berufsmäßigen Verwendern, einschließlich Landwirten, Tierärzten und Krankenhauspersonal.
Mehr als ein Drittel der Opfer, die Biozidprodukten ausgesetzt sind, sind Kinder im Alter von 1 bis 5 Jahren. Das hat mit dem Erkundungsverhalten dieser Altersgruppe zu tun. Die meisten Vorfälle mit Kindern ereignen sich mit Insektiziden, Rodentiziden (Mäuse- und Rattengift), Repellentien und Desinfektionsmitteln. Mehr als die Hälfte der Unfälle bei Erwachsenen ereignen sich mit Desinfektionsmitteln und Insektiziden. Zwischen 2012 und 2020 wurden keine weiteren tödlichen Vorfälle mehr mit Menschen gemeldet.
Kommunikation und Sensibilisierung
Der FÖD Volksgesundheit setzt sich für den nachhaltigen Einsatz von Biozidprodukten ein, unter Berücksichtigung von Gesundheit und Umwelt. Mit gezielten Kommunikationskampagnen möchten wir gute Praktiken bei den Verwendern fördern und die Verwender über die relevante Gesetzgebung informieren. Die Initiativen umfassen u. a.:
- Informationsträger: Wir entwickeln Flyer, Broschüren, Websites und andere Informationsträger und machen sie allgemein verfügbar
- Treffen: Wir nehmen an wichtigen Veranstaltungen teil, wie z. B. der Landwirtschaftsmesse in Libramont oder den Aktivitäten im Rahmen von „Frühling ohne Pestizide“
- Informationsveranstaltungen: Wir veranstalten sowohl praxisorientierte Informationsveranstaltungen für Fachleute als auch ein jährliches Forum mit den Sektoren.
- Kampagnen: 2020 haben wir eine breit angelegte Informationskampagne über Biozidprodukte im geschlossenen Kreislauf gestartet, die sich an den professionellen Sektor richtet.
Einführung des geschlossenen Kreislaufs
Um das Risiko von Zwischenfällen mit gefährlichen Biozidprodukten für die breite Öffentlichkeit zu begrenzen, hat der FÖD Volksgesundheit den geschlossenen Kreislaufs eingerichtet. Das bedeutet, dass Biozidprodukte mit hohen Gesundheitsrisiken überwiegend berufsmäßigen Verwendern vorbehalten bleiben.
Nur die gefährlichsten Biozide, die das Tragen einer speziellen Schutzausrüstung erfordern, gehören zum geschlossenen Kreislauf. Dabei geht es um Produkte, die giftig, ätzend, krebserregend oder fortpflanzungsgefährdend sind. Verkäufer und Verwender von Biozidprodukten des geschlossenen Kreislaufs müssen sich registrieren.